Proaktive Rekrutierung

Hilfen zur Umsetzung

Mit proaktiver Rekrutierung wird die gezielte Suche und Ansprache von geeigneten Kandidatinnen für eine bestimmte Stelle oder Professur bezeichnet. Sie ist ein etabliertes gleichstellungspolitisches Instrument, das von der Hochschulrektorenkonferenz und dem Wissenschaftsrat empfohlen und an zahlreichen Universitäten umgesetzt wird. Ziel ist es, die ungleichen Chancen von Frauen in Stellenbesetzungs- und Berufungsverfahren auszugleichen, um so die besten Kandidat*innen zu finden.

Proaktive Rekrutierung kann in unterschiedlichen Verfahrensschritten sinnvoll sein: Bereits bei der Stellenplanung bzw. in der Findungsphase, während der Ausschreibung und auch als Nachrekrutierung, wenn (zu) wenige Bewerbungen von Frauen vorliegen. Wichtig ist, dass

  1. nur solche Frauen angesprochen werden, die mindestens die formalen Voraussetzungen (gem. § 36 HG) erfüllen und so eine Chance auf die Stelle haben, und
  2. sämtliche Aktivitäten proaktiver Rekrutierung kommuniziert und dokumentiert werden. Diese Transparenz bezieht sich nicht nur auf die proaktive Rekrutierung von Frauen, sondern auch auf die gezielte Ansprache von männlichen potentiellen Bewerbern.

Auch die Universität Bonn stärkt in ihrer  Berufungsordnung die aktive Rekrutierung von Bewerberinnen zur Erreichung der Gleichstellungsziele. Sie ist in § 9 Abs. 1 der Berufungsorndung vom 24. Juli 2023 geregelt und mit der Aufgabe der Berufungskommission verknüpft. "Wo Wissenschaftlerinnen unterrepräsentiert sind, soll eine aktive Rekrutierung von Bewerberinnen erfolgen." 

Zur Recherche nach möglichen Kandidatinnen eignen sich die Befragung von Kolleg*innen, wissenschaftliche Frauenverbände, Datenbanken, Fachgesellschaften bzw. DFG-Fachkollegien und Preise. Eine Liste von einschlägigen Datenbanken und Preisen finden Sie unten.

femconsult Wissenschaftlerinnen-Datenbank des CEWS (Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung) aus dem deutschsprachigen Raum; enthält auch Mailverteiler für Stellenausschreibungen, Jobbörsen, Netzwerke für Wissenschaftlerinnen alle Fachdisziplinen aus Hochschule, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Industrie und Wirtschaft
AcademiaNet europaweite Datenbank von Wissenschaftlerinnen, initiiert durch die Bosch-Stiftung alle Fachdisziplinen
WILS database of women in life science europaweite Datenbank, unterstützt durch EMBO und FEBS  Lebenswissenschaften
Request a woman scientist weltweite Datenbank, nicht nur für Stellen und Professuren, sondern auch für Artikel, Vorträge, Projekte... Natur- und Lebenswissenschaften
European Platform of Women Scientists Plattform für Wissenschaftlerinnen, die auch Stellenanzeigen veröffentlicht; europaweit alle Fachdisziplinen
Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung Datenbank für Forscher*innen mit Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung alle Fachdisziplinen
Frauen in Naturwissenschaft und Technik (NUT) e.V. Verein für Frauen in Naturwissenschaft und Technik, der Stellenangebote über den eigenen Verteiler verschickt Naturwissenschaft und Technik
Margarete-von-Wrangell Habilitationsprogramm in Baden-Württemberg, das ehemalige Fellows aufführt, nach Fach durchsuchbar alle Fachdisziplinen
femdat.ch Stellennetz und Datenbank für Wissenschaftlerinnen der Schweiz alle Fachdisziplinen
femtech.at Expertinnendatenbank aus Österreich und Deutschland alle Fachdisziplinen, Schwerpunkt Naturwissenschaft und Technik

Neben den einschlägigen Preisen für Wissenschaftler*innen (vgl. bspw. die Übersicht über wissenschaftliche Preise der DFG) gibt es auch Preise speziell für Wissenschaftlerinnen, die bei der Recherche nach exzellenten Wissenschaftlerinnen in Ihrem Fach hilfreich sein können:

 

Buchtipp:
Eva Lorentzen: Aktive Rekrutierung von Professorinnen an deutschen Universitäten. Eine Bestandsaufnahme. Akademikerverlag 2017.

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